30. September 2017

Kinokritik - "Jugend ohne Gott" und "High Society"



Während meine liebe Bloggerfreundin sich im Ausland herumtreibt, nutze ich die Zeit, meine Kinofreikarten einzulösen, deshalb gibt es heute mal zwei Filmkritiken in einem Post. 

An Emilia Schüle und Jannis Niewöhner kommt man derzeit nicht vorbei, wenn es um den deutschen Schauspielnachwuchs geht. Hervorzuheben ist, dass beide großartig miteinander spielen – dass sie privat kein Paar mehr sind, scheint ihren Umgang miteinander glücklicherweise nicht zu beeinflussen. Aktuell sind sie im Kino sowohl in „Jugend ohne Gott“ als auch in „High Society“ zu sehen.

„Jugend ohne Gott“ basiert grob auf dem gleichnamigen Roman von 1937. Da ich das Buch nicht gelesen habe, kann ich nichts dazu sagen und werde daher auch nur den Film an sich betrachten.

Worum es geht, könnt ihr hier im Trailer sehen:


Da der Bereich Dystopie im deutschen Kino heutzutage eher selten vertreten ist (oder habe ich sie nur verpasst? Schreibt gerne in die Kommentare, welche deutschen Dystopien ihr kennt), war ich erstmal positiv überrascht von dem Thema an sich. Der Trailer macht definitiv Lust auf den Film. Die Welt, in der das Ganze spielt, ist eine (hoffentlich) fiktive Zukunft, aber dennoch werden zentrale Themen der heutigen Gesellschaft behandelt. Das an sich ist schon mal gut umgesetzt. Leider haben einige andere Dinge mich nicht ganz so sehr überzeugt. Erstmal jedoch zu den guten Dingen: Die Landschaft, die Kameraführung und die Figuren des Lehrers und der Schüler Nadesh und Titus waren überzeugend und intensiv dargestellt. Ein besonderes Merkmal ist die Erzählweise des Films, da die Handlung aus der Sichtweise mehrerer Personen gezeigt wird. Das war im ersten Moment irritierend, im Gesamtzusammenhang aber erhellend und überraschend kurzweilig.
Nun zu dem, was mir weniger gut gefallen hat: Die Hauptfiguren Zach und Ewa sind leider nicht ganz so überzeugend. Von Ewa erfährt man leider nur sehr wenig. Zach lernen wir etwas besser kennen, aber dennoch bleibt er ein glatter Charakter mit wenig Tiefgang. Zu hundert Prozent konnte mich Jannis Niewöhner hier nicht von seinem gequälten Seelenleben überzeugen. Die Beziehung der beiden entsteht so plötzlich, wie man es sonst nur aus Young-Adult-Romanen kennt, und was da manches Mal noch durchgehen mag, wirkt hier seltsam aufgesetzt (Stichwort: Insta-Love). Zusätzlich macht es Zach nicht sonderlich sympathisch, dass er seine Mitschülerin aufgrund des Verdachts, sie hätte sein Tagebuch gestohlen, ziemlich stark verprügelt. Auch wenn er grundsätzlich der Sympathieträger der Geschichte sein soll, machen ihn einige seiner Handlungen doch eher unsympathisch. Auch die Darstellung der Camppsychologin von Anna Maria Mühe, die ich sonst großartig finde, hat mich nicht so ganz überzeugt, sie war mir nicht kalt und abgebrüht genug (denken wir doch nur mal an Julianne Moore als Präsidentin Coin). Als Vertreterin der „bösen“ Seite hätte ich mir hier etwas mehr Gefühlskälte im Ausdruck gewünscht. Zuletzt, und ja, da bin ich pingelig, hat es mich irritiert, als an einer Stelle auf einmal ein süddeutscher Einschlag  in der sonst sehr hochdeutschen Sprache durchkam.

Abschließend lässt sich sagen, dass die grundlegende Thematik hier gut dargestellt wurden. Der Film eignet sich sicher gut, um ihn beispielsweise mit einer Schulklasse zu besuchen und anschließend zu diskutieren. Für eine wirklich gute Dystopie fehlt es aber doch an Tiefe, auch das Ende stand irgendwie etwas leer im Raum, und die Beziehung der Protagonisten sowie ihre Persönlichkeiten waren zu flach.

„High Society“ ist nun eine ganz andere Richtung, nämlich eine der momentan gut laufenden deutschen Komödien in der Tradition von Schweiger, Schweighöfer und Elyas M‘Barek.  


Der Trailer verspricht die neue Kömodie von Regisseurin Anika Decker, deren Debüt „Traumfrauen ich überraschend lustig und unterhaltsam fand. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen. Diese wurden leider nicht ganz erfüllt. Niewöhner fand ich in dieser Rolle überzeugender als im ersten Film, was mich sehr gefreut hat. Dennoch hat er auch hier eine ganz leicht nuschelige Sprache, wie man es von Til Schweiger kennt – oder auch von sich selbst, wenn man was getrunken hat, und denkt, man wäre wieder nüchtern (was ich hiermit keinesfalls unterstellen will, es erinnert einfach nur daran). Davon abgesehen macht er hier aber alles richtig. Katja Riemann und Iris Berben als gegensätzliche Mütter sind einfach hinreißend und auch die Töchter wie auch die Nebenrollen machen ihren Job großartig. 
Aber: Ich hätte mir etwas mehr Realität gewünscht. Nicht, dass Traumfrauen jetzt so realistisch war, aber gefühlt doch irgendwie  etwas näher am wahren Leben. Nun kenne ich die „High Society“ nicht persönlich, aber ich hoffe doch sehr, dass es so, wie es hier dargestellt wird, nicht in Wirklichkeit ist. Natürlich wird mit Klischees gespielt und diese werden auch stark überspitzt – aber musste das denn sein? Ebenfalls kenne ich keine Polizisten, aber auch hier bezweifle ich, dass Leute wie Yann Kowalski der Regelfall sind. Es wäre schön gewesen, die Probleme beider Seiten ein bisschen ernster zu nehmen, anstatt jeden Lacher, egal wie plump, mitzunehmen. Davon gibt es auf jeden Fall genug, lustig ist der Film in jedem Falle.

Zusammenfassend: Nette, lustige Unterhaltung, die ein wenig hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt; eher so wie Fack Ju Göhte 2 als der definitiv bessere erste Teil.  Also doch lieber am Kinotag gehen, als dafür 12 €  – oder je nach Kino vielleicht sogar mehr – zu bezahlen. Für einen netten Mädelsabend aber genau richtig.

Ich hoffe, euch hat dieser Exkurs in ein anderes Medium gefallen. Lasst gern eure Meinung zu den Filmen da oder auch Empfehlungen, was man unbedingt gesehen haben sollte.  

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